Warum gehört die Krim zur Ukraine?
Im März 2014 besetzte die Russische Föderation den östlichen Teil der Ukraine, die Autonome Republik Krim und die Stadt Sewastopol. Dies war ein Verstoß gegen zahlreiche internationale Verträge und die Grundprinzipien des Völkerrechts. Infolgedessen erkannte die überwiegende Mehrheit der Staaten diesen Besetzung eines Teils der Ukraine durch die Russische Föderation nicht an.
Russland berief sich auf das Prinzip der „historischen Gerechtigkeit“ und bezeichnete diese Annexion als „Rücknahme“. Dieses Prinzip kann jedoch nicht als Vorwand für eine Änderung international anerkannter Grenzen dienen.
Würde dieses Prinzip für alle gelten, könnte Deutschland Anspruch auf das tschechische Sudetenland, das französische Elsass und Lothringen usw. erheben. Dies würde das Völkerrecht auf den Stand der 1930er Jahre zurückwerfen und die Welt in neue groß angelegte Kriege stürzen.
Daher ist jegliche Diskussion rund um das Thema „Wem gehört Krim?“ aus rechtlicher Sicht bedeutungslos. Nachdem die Ukraine im August 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt hatte, erkannten alle Länder der Welt, einschließlich Russland, die Grenzen der Ukraine und der Krim als Teil ihrer Grenzen an.
Dennoch sind alle, die etwas mehr über die Geschichte der Halbinsel erfahren und ihre Nuancen verstehen möchten, herzlich eingeladen, sich auf die Reise zu begeben.
Historisch betrachtet war die Krim Teil vieler Staaten und wurde von verschiedenen Völkern bewohnt. In der Antike lebten dort Taurer, Petschenegen, Polowzianer, Skythen, Alanen, Griechen, Bulgaren, Genuesen, Armenier, Juden, Karäer, Römer, Goten und Hunnen. Ab dem 15. Jahrhundert war dieses Gebiet unter dem Namen Krim-Khanat Teil des Osmanischen Reiches. Und erst seit 1783, nach der ersten Annexion der Krim durch Russland, tauchten Russen dort auf, die zunächst einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachten.
Die Krim hat eine lange Geschichte, die russischen Propagandisten und Politiker für ihre eigenen politischen Zwecke zu verzerren versuchen.
Dazu verwenden sie folgende Aussagen:
- Auf der Krim sei die Mehrheit der Bevölkerung russisch. Daher sei die Krim russisch.
- Die Krim sei ursprünglich ein russisches Land. Deshalb nehmen wir uns das zurück, was uns gehört.
- “Die Krim wurde illegal an die Ukraine übertragen”. Deshalb stellen wir die Gerechtigkeit wieder her.
Lassen wir uns das der Reihe nach durchgehen:
Bevölkerung der Krim
Im Jahr 1441, nach dem Zusammenbruch der Goldenen Horde, wurde das Krim-Khanat gegründet – ein krimtatarischer Staat der Herai-Dynastie. Dieser besetzte das Gebiet der Krim, die Steppen der nördlichen Schwarzmeerregion im Zusammenfluss von Donau und Don sowie die Länder des nördlichen Kuban. Im Jahr 1774 erlangte dieser Staat die vollständige Unabhängigkeit sowohl vom Osmanischen als auch vom Russischen Reich, die im Friedensvertrag von Küçük-Kainardji schriftlich verankert wurde. Im Jahr 1783 verletzte das Russische Reich diesen Vertrag und annektierte das Krim-Khanat.
Daher begannen ab 1784 die Krimtataren, die Hauptbevölkerung der Krim, aufgrund des Drucks des Russischen Reiches, ihr Land massenhaft zu verlassen. Erst im Jahr 1901 überstieg die Zahl der ethnischen Russen die Zahl der Krimtataren. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vom 18. bis 21. Mai 1944 alle Krimtataren (187.000 bis 194.000 Menschen) gewaltsam von der Krim vertrieben. Während der Deportation und in den ersten Jahren im Exil starb etwa ein Drittel der deportierten Krimtataren. Danach wurden Russen tatsächlich zur dominierenden Gruppe auf der Krim.
Was die einheimische Bevölkerung der Krim betrifft, so handelte es sich während des gesamten Zeitraums, für den die statistischen Daten vorliegen (seit Mitte des 18. Jahrhunderts), offensichtlich um Krimtataren, die von den Russen, gezielt unterdrückt und schließlich zur Besiedlung der Halbinsel deportiert wurden.
Krim als Teil verschiedener Staaten im historischen Kontext
Betrachtet man die gesamte schriftlich überlieferte Geschichte der Krim (3000 Jahre), so war sie nur 181 Jahre lang russisch (also etwa 6 % der Gesamtzeit), während sie fast 200 Jahre lang Teil des Trapezunt-Reiches, ebenfalls 200 Jahre lang des genuesischen Gazariens, mehr als 600 Jahre lang Byzanz, mehr als 1000 Jahre lang Chersones, 1120 Jahre lang (37 % des Zeitraums) des Bosporanischen Königreichs und etwa 100 Jahre lang Teil der Goldenen Horde war.
Betrachtet man jedoch die Nachkriegsweltordnung als Ausgangspunkt, so gehörte die Krim nur neun Jahre lang (1945–1954) zu Russland. Insgesamt gehörte die Krim 60 Jahre lang zur Ukraine. Man kann sich seine eigenen Schlüsse daraus ziehen …
Übergabe der Krim an die Ukraine
Was die Übergabe der Krim an die Ukraine betrifft, so dauerte dieser Prozess fast sechs Monate und wurde von offiziellen Änderungen der Verfassungen der RSFSR und der Ukrainischen SSR begleitet. Zur Angemessenheit der Übertragung wurde in der entsprechenden Verordnung folgender Wortlaut formuliert: „unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Einheit, der räumlichen Nähe und der engen wirtschaftlichen und kulturellen Bindungen…“ Angesichts der Notwendigkeit, die Halbinsel mit Strom, Gütern und später auch mit Wasser aus dem Gebiet der Ukrainischen SSR zu versorgen, erschien die Verlegung durchaus logisch.
Es ist auch weit verbreitet, dass die Bevölkerung der Krim 1991 nicht für die Unabhängigkeit der Ukraine gestimmt habe und ihr deshalb das Recht auf einen Beitritt zu Russland vorenthalten worden sei. Aber das stimmt nicht. Beim gesamtukrainischen Referendum am 1. Dezember 1991 unterstützten 54,19 % der Bevölkerung der Autonomen Republik Krim die Unabhängigkeit der Ukraine, in der Stadt Sewastopol waren es 57,07 %.
Somit handelt es sich bei der Krim rechtlich um ukrainisches Territorium, das Russland unter Verletzung des Völkerrechts, der von ihm unterzeichneten internationalen Verträge und der Rechte der Krimtataren annektiert hat, denen erneut ihre Heimat entrissen werden soll.
Diese Initiative findet im Rahmen des Projektes „ProjektFlügel: Empowerment gegen Desinformation“ statt, das von CRISP e.V. und Open Platform e.V. (Mitglied der Allianz Ukrainischer Organisationen) implementiert und von der Landeszentrale für Politische Bildung Berlin gefördert wird.